Alltag der Väter in Kanaan

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Bilder und archäologische Funde

Das »Grab der Patriarchen« in Hebron.

Vorderasiatische Wurfspeerspitze. Um 1700 v. Chr.

Mitten in der heutigen Stadt Nablus befinden sich die Überreste von Sichem.

Bibelverse

Und der HERR sprach zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: Erhebe doch deine Augen und schaue von dem Ort, wo du bist, nach Norden und nach Süden und nach Osten und nach Westen! Denn das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben und deiner Nachkommenschaft bis in Ewigkeit. (1. Mose 13,14-15)

Und Abram war sehr reich an Vieh, an Silber und an Gold. Und er ging auf seinen Zügen vom Süden bis nach Bethel, bis zu dem Ort, wo im Anfang sein Zelt gewesen war, zwischen Bethel und Ai, zu der Stätte des Altars, den er vorher dort gemacht hatte. Und Abram rief dort den Namen des HERRN an. (1. Mose 13,2–4)

Und als Abram hörte, dass sein Bruder gefangen weggeführt worden war, ließ er seine Geübten, seine Hausgeborenen, ausrücken, 318 Mann, und jagte ihnen nach bis Dan. (1. Mose 14,14)

Elberfelder Übersetzung, Edition CSV Hückeswagen

Erklärungen

Abraham zog nach Süden, nach Kanaan, wo es zu dieser Zeit noch trockener war als in der Gegend um Haran. Vor der Zeit Abrahams hatte ein Klimawandel stattgefunden, der die Gebiete von Mesopotamien über Kanaan bis nach Ägypten teilweise sogar zu Wüsten werden ließ. Die Trockenheit hielt viele Jahrzehnte an und spiegelt sich auch in der Bibel wieder.

Je weiter Abraham in den Süden Kanaans zog, desto trostloser wurde die Gegend. Gute Jahre wechselten sich immer wieder mit Dürreperioden ab.

Eine Hungersnot zwang Abrahams Sippe dann auch, vorübergehend in Ägypten Zuflucht zu suchen.

Weder Terach noch Abraham waren einfache Nomaden. Ihr nomadischer Lebensstil war vielmehr dadurch begründet, dass sie aus dem sozialpolitischen Gefüge ihrer Heimatstadt auszogen.

So wurde Abraham wohl vom Stadtbewohner zum reichen umherziehenden Herdenbesitzer. Reichtum, politischer Einfluss und militärische Macht waren groß.

Die Größe von Abrahams Heer (318 Knechte, siehe 1. Mose 14,14) lässt erahnen, dass die Gesamtsippe etwa 1500 Personen stark gewesen sein muss. Dies ist eine Zahl, die etwa der durchschnittlichen Bevölkerung kanaanäischer Stadtstaaten in dieser Zeit entspricht. Es gilt auch als wahrscheinlich, dass Abraham hauseigene Schreiber besaß.

Während sich Abraham und Isaak vorwiegend im Südland Kanaans aufhielten, siedelte Jakob eher im Zentralen Hügelland.

Zeitweise lagerten sich die Erzväter in der Nähe von Städten wie Hebron, Beerscheba, Gerar und Sichem. Mit den Stadtfürsten schlossen sie Verträge, um die Verteilung von Weideland und Wasservorräten zu regeln. Im Eintausch für Fleisch und Wolle bekamen sie Weidegrund, Land zur Bestattung ihrer Toten und vermutlich auch Töpferwaren und Waffen.

FRAGE:

Was könnte es für die Historizität der Erzvätergeschichten bedeuten, wenn die Stammväter hauseigene Schreiber besaßen?

ANTWORT:

Die Erzvätergeschichten könnten von Beginn an schriftlich überliefert worden sein, Mose hätte möglicherweise den Inhalt seines 1. Buches aus vorhandenen Quellen seiner Vorfahren übernommen.

Zur der Zeit, als die Spätabfassung der Mosebücher postuliert wurde, wusste man noch sehr wenig über die Archäologie Vorderasiens und nahm an, dass die einfachen Hirtenvölker zur Zeit Abrahams noch gar nicht schreiben konnten.

Umfangreiche Funde z.B. aus Mari und Ebla beweisen das Gegenteil: Auch sehr banale alltägliche Dinge wurden bereits zu Abrahams Zeit schriftlich festgehalten.

Gottes Verheißung

»Und [Gott] führte [Abram] hinaus und sprach: Blicke doch zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So wird deine Nachkommenschaft sein!« (1. Mose 15,5)

Es ist faszinierend, dass Gott ausgerechnet die Sterne benutzt, um Abraham das Ausmaß seiner Verheißung zu verdeutlichen. Aus seiner Heimat, den Städten Haran und Ur mit ihrem Mondkult und der Sterndeuterei, musste es Abraham wohlbekannt sein: Menschen versuchten, aus der Stellung von Himmelskörpern sein Schicksal abzulesen. Doch nun wird ihm deutlich: Gott ist Schöpfer und Herrscher der Menschen und auch des Sternenhimmels.


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